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Lost Place unterm Hammer: Duisburger St. Barbara-Areal für 4.852.000 € in der Zwangsversteigerung

Vom sozialen Herz eines Stadtteils zur gefährlichen Ruine: Das Areal des St. Barbara-Hospitals in Duisburg wird zwangsversteigert. Ein rechtskräftiger Bebauungsplan für 500 Wohnungen trifft auf eine verlorene Dekade des Verfalls und gescheiterte Investoren.

ZvgScout Redaktion

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Titelbild für Lost Place unterm Hammer: Duisburger St. Barbara-Areal für  4.852.000 € in der Zwangsversteigerung

Das Wichtigste in Kürze

Vom sozialen Herz eines Stadtteils zur gefährlichen Ruine: Das Areal des St. Barbara-Hospitals in Duisburg wird zwangsversteigert. Ein rechtskräftiger Bebauungsplan für 500 Wohnungen trifft auf eine verlorene Dekade des Verfalls und gescheiterte Investoren.

Ein Vermächtnis in Trümmern: Der finale Akt

Das Areal des ehemaligen St. Barbara-Hospitals in Duisburg-Neumühl steht vor dem finalen Akt seiner problembeladenen Geschichte: der Zwangsversteigerung. Was über ein Jahrhundert lang das soziale Herz des Stadtteils war, ist heute ein gefährlicher "Lost Place". Die Versteigerung, aufgeteilt in mindestens drei Lose, erreicht einen Gesamtverkehrswert von 4.852.000 €. Das Gutachten ist unmissverständlich: Die Gebäude haben keinen wirtschaftlichen Wert mehr; der Käufer erwirbt Land abzüglich massiver Abriss- und Sanierungskosten.

Ein Symbol des Verfalls: Nach der Schließung 2013 wurde das Gelände zur Gefahrenquelle, gezeichnet von Vandalismus, einem Großbrand 2021 und sogar einem Leichenfund 2023.

📋 Objektdetails: Informationen zu den Versteigerungen des St. Barbara-Areals finden Sie hier:Los 1 (Hauptgebäude),Los 2,Los 3.

Die große Vision und ihr Zusammenbruch

Ein fertiger Plan ohne Bauherrn

Trotz des desolaten Zustands besitzt das Areal einen entscheidenden Wert: den rechtskräftigen Bebauungsplan Nr. 1244 "Neumühl St. Barbara". Dieser Plan, 2019 vom Stadtrat beschlossen, ist eine Blaupause für ein neues Stadtquartier und bietet einem Investor enorme Planungssicherheit. Geplant sind 450 bis 500 neue Wohneinheiten, davon rund 150 als dringend benötigte Sozialwohnungen. Das historische Hauptgebäude soll erhalten und umgenutzt werden, um die Identität des Ortes zu wahren.

Eine Kaskade von Insolvenzen

Die Vision scheiterte bisher an den Entwicklern. Nach dem Berliner Investor IPG übernahm Anfang 2022 die Essener Harfid Holding das Projekt. Doch nur wenige Monate später, im September 2022, meldete die zentrale Bautochter, die Harfid GmbH, Insolvenz an. Als Gründe wurden die Folgen des Ukraine-Krieges, explodierende Baukosten und Lieferkettenprobleme genannt – eine Symptomatik der gesamten Baubranche. Der Zusammenbruch führte direkt in die jetzige Zwangsversteigerung und hinterließ Tausende Kleinanleger, die über Crowdfunding investiert hatten, mit der Aussicht auf einen Totalverlust.

Eine Chance für Duisburg?

Für einen neuen Investor ist das St. Barbara-Areal eine komplexe Mischung aus Risiko und Chance. Die Kosten für Abriss, Sicherung und mögliche Altlastensanierung sind immens. Die Aufteilung in drei Versteigerungslose birgt das Risiko, dass kein Entwickler das Gesamtareal erwerben kann. Dem gegenüber stehen die enorme Planungssicherheit durch den fertigen Bebauungsplan und ein potenziell extrem niedriger Einstiegspreis.

Ein Lackmustest für die Stadtentwicklung: Das Projekt ist ein Symbol für die Herausforderungen Duisburgs – die Revitalisierung von Brachflächen zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum in sozial angespannten Stadtteilen.

Fazit: Ein Neuanfang mit hohen Hürden

Die Zwangsversteigerung des St. Barbara-Areals ist mehr als nur ein Immobiliengeschäft. Sie ist die Chance, eine tiefe Wunde im Stadtteil Neumühl zu schließen und ein städtebauliches Leuchtturmprojekt umzusetzen. Dies erfordert jedoch einen finanzstarken und langfristig denkenden Investor, der nicht nur die baulichen, sondern auch die sozialen Herausforderungen meistert. Die Alternative wäre die Fortsetzung des Verfalls – ein Szenario, das sich Duisburg an dieser zentralen Stelle nicht leisten kann.

Highlights des St. Barbara-Areals

Hoher Verkehrswert mit Tücken

Der Gesamtverkehrswert des Areals beläuft sich auf 4.852.000 €, was jedoch die immensen Abriss- und Sanierungskosten nicht berücksichtigt.

Rechtskräftiger Bebauungsplan

Planungssicherheit für ein Quartier mit 450-500 Wohnungen, inkl. 150 Sozialwohnungen, Kita und Tagespflege.

Hohes Risiko & hohe Chance

Ein Investor erwirbt eine Bauruine mit unkalkulierbaren Kosten, aber auch das Potenzial für ein Vorzeigeprojekt.

Soziale & historische Bedeutung

Das Areal war über 100 Jahre das Herz von Neumühl. Ein sensibler Umgang mit dem Erbe ist entscheidend.

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